Fachpraktiker Markus Meier vom BBW Bigge wurde in Aachen ausgezeichnet und ist nun auf Job-Suche in seiner Heimat Sundern
Vom einstigen Praktikanten in der Elektrowerkstatt im Berufsbildungswerk (BBW) Bigge der Josefsheim gGmbH bis zur Besten-Ehrung der IHK Nord Westfalen: Markus Meier, der seine Abschlussprüfung zum Fachpraktiker für Baugruppenmechanik mit einer Eins auf dem Prüfungszeugnis abgelegt hat, hat schon echt viel erreicht. Fehlt nur noch ein Arbeitgeber in seiner Heimat Sundern und Umgebung, der dem 21-Jährigen die Chance gibt, sich auf dem 1. Arbeitsmarkt zu bewähren. Das dürfte doch kein Thema sein, oder?
„Das ist eine klasse Leistung. Und dennoch stellen wir immer wieder fest, dass bei einigen Betrieben eine gewisse Scheu gegenüber Fachpraktikern besteht. Die möchte ich unbedingt nehmen!“, sagt Volker Körner, Abteilungsleitung Technik beim BBW Bigge. „Fakt ist: Ein Fachpraktiker kann auf dem 1. Arbeitsmarkt in Industrie und Handwerk wie jede andere Fachkraft eingesetzt werden. Markus wird in der Praxis gute Arbeit leisten, er ist sehr gut ausgebildet!“ Die Fachpraktiker für elektronische Geräte und Systeme (zuvor Fachpraktiker für Baugruppenmechanik) lernen mittlerweile über 42 Monate, es ist eine spezielle Ausbildung für Menschen mit Lernbehinderung, was aber lediglich bedeutet, dass sie theoretisch abgeschwächt ist.
Das beste Bewerbungszeugnis des 21-Jährigen ist sein Werdegang. Nach der Schule führte ihn der Weg, unter anderem wegen seiner Behinderung, in eine berufsvorbereitende Maßnahme (BvB) in das BBW Bigge. Schnell war nach einigen Erprobungen in verschiedenen Berufsfeldern eines klar für ihn: Die Elektrotechnik ist es! Die Agentur für Arbeit genehmigte die Ausbildung zum Fachpraktiker, die wie jede andere im Berufsausbildungsgesetz festgelegt ist. „Im Nachhinein betrachtet hätte er vielleicht auch schon zu diesem Zeitpunkt die Ausbildung zum Industrieelektriker schaffen können, der ein sogenannter Vollberuf ist, aber gerade für junge Menschen mit einer Lernbehinderung ist der niederschwellige Einstieg in eine Ausbildung erfolgsversprechender. Sie benötigen gerade zu Beginn einer Ausbildung Erfolgserlebnisse, so dass sie ihr Potential voll ausschöpfen können. Aber mir ist ganz wichtig zu betonen: Auch die Ausbildung zum Fachpraktiker ist absolut vollwertig!“, sagt Volker Körner. Sehr wichtig für seine Azubis, bei denen zum Beispiel eine Körper-, Sinnes- und/oder Lernbehinderung sowie weitere Beeinträchtigungen aus dem Bereich Autismus-Spektrum oder AD(H)S vorliegen, ist häufig ein sicherer Handlungsrahmen mit klaren Strukturen und verlässlichen Ansprechpartnern im Betrieb. Unter diesen ja eigentlich für jedermann selbstverständlichen Voraussetzungen entwickeln sie nicht selten ein ähnliches Potenzial wie jetzt Markus Meier. Insgesamt bietet das BBW Bigge vorberufliche Maßnahmen und mehr als 30 Ausbildungsmöglichkeiten für junge Menschen mit Behinderung an.
„Wir feiern die Besten“ – unter diesem Motto ehrte die IHK Nord Westfalen die Sehr-Gut-Absolventinnen und -Absolventen der Abschlussprüfungen. Volker Körner fuhr dafür mit seinem Schützling nach Aachen, die beiden gehörten zu den insgesamt rund 800 Gästen. Die 16 NRW-IHKs ehren die Prüfungsbesten jährlich und unterstreichen damit die Bedeutung der Ausbildung für den wirtschaftlichen Erfolg des Landes. Ausgezeichnet werden die landesweit zwei besten Absolventen in ihrem jeweiligen Ausbildungsberuf. „Markus ist einsatzbereit und fachlich bestens geschult“, betont auch sein direkter Ausbilder Michael Hamann. „Es ist keinesfalls eine Teilqualifikation. Der Fachpraktiker erfüllt im praktischen Bereich das gleiche Prüfprotokoll und die gleichen Vorgaben wie die anderen Prüflinge.“ Doch nicht nur im Fachlichen hat Markus Meier seine Mentoren überzeugt: Auch soziale Soft Skills erlernte er während seiner Ausbildung. Er wohnte in einer Außenwohngruppe des BBWs und war ein akzeptiertes und integriertes Gruppenmitglied. Um seine Ausdauer zu trainieren, lernte er während seiner Ausbildungszeit auch noch Schwimmen. Gerade macht er seinen Führerschein, um auch weitere Strecken zur Arbeit fahren zu können. Zwei Praktika absolvierte er bei der Olsberg GmbH (Elektromontage) und im Unternehmen Gössel in Balve-Meilen. „Markus hat sich während seiner Ausbildungszeit einigen Herausforderungen gestellt. Er hat durch seine fachlich guten Leistungen in der Praxis überzeugen können, wo Schulnoten vorab etwas ganz anderes sagten. Sein Kontakt- und Kommunikationsverhalten ist eher leise und abwartend, aber im sicheren Handlungsrahmen blüht er auf!“, zeigt sich sein Ausbilder begeistert. „Markus hat vor der ganzen Klasse vorgerechnet, obwohl er anfangs so schüchtern war. Außerdem hat er anderen Praktikanten aus dem BBW gezeigt, wie man eine Schaltuhr zusammenbaut.“
Michael Hamann wünscht seinem Schützling, dass er nun auch nahe seiner Heimat ein sicheres Arbeitsumfeld findet, wo er seine Fähigkeiten innerhalb eines guten Teams herausstellen kann. Die Fachstelle Integration und Nachbetreuung des BBW berät Arbeitgeber gern individuell zu allen Fragen rund um die betriebliche Arbeitsintegration. Mehr Infos unter www.bbw-bigge.de und zum Bereich Technik bei Volker Körner: Telefon 02962 800-23050, v.koerner@josefsheim.de
Bildbeschreibung:
Marcus Meier und Volker Körner bei der IHK Landesbestenehrung in Aachen.
Foto:
Josefsheim gGmbH
Info: BBW Bigge
Im Berufsbildungswerk (BBW) Bigge des Josefsheims werden junge Menschen mit Behinderung in mehr als 30 Ausbildungsberufen qualifiziert, die auf dem Campus des BBW Bigge oder im Stadtgebiet Olsberg wohnen können. Zurzeit werden 14 Auszubildende im Elektrobereich und insgesamt mehr als 150 Teilnehmende am gesamten BBW ausgebildet. Dies mit dem Ziel, sie auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu integrieren – als beste Voraussetzung für ein selbstbestimmtes Leben. Vor, während und nach der Ausbildung werden sie unterstützt und individuell beraten.
Hintergrund: Josefsheim gGmbH
Sowohl das Berufsbildungswerk Bigge, das Heinrich-Sommer-Berufskolleg, die Werkstätten für behinderte Menschen in Bigge und Lipperode, die ambulanten und besonderen Wohnangebote an drei Standorten im Hochsauerlandkreis und Kreis Soest, die Heilpädagogische Kindertagesstätte Sonnenschein sowie der Franziskushof als Ausbildungs- und Werkstattbetrieb gehören zum Gesamtunternehmen Josefsheim gGmbH als führender Inklusions-Dienstleister in Südwestfalen für Menschen mit Körper-, Lern-, Sinnes-, psychischen, geistigen und Mehrfachbehinderungen sowie für Menschen, die kurzfristig oder dauerhaft einen besonderen Unterstützungsbedarf haben. An den Unternehmens-Standorten in Olsberg-Bigge, Lippstadt-Lipperode und Sundern werden mehr als 800 Menschen jeden Alters begleitet, ihre Chancen und Möglichkeiten zur Teilhabe und Inklusion in der Mitte der Gesellschaft zu verwirklichen. Im Mittelpunkt steht hierbei immer der einzelne Mensch mit seinen individuellen Vorstellungen und Zielen, sowohl für die Beschäftigten, Mitarbeitenden, Bewohner:innen als auch den Mitwirkungsgremien der verschiedenen Unternehmensbereiche sowie den beiden Fördervereinen in Lipperode und Bigge. Denn nur gemeinsam wird das gesellschaftliche Ziel erreicht, das jeder Mensch mit Behinderung genauso leben kann, wie jeder andere Mensch.
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